Lobe-Piercing

Klassisches Ohrloch
(Foto: Lucas Magno / CC-BY 2.0)

Das Lobe-Piercing gehört zu den wohl am weitesten verbreiteten Piercingarten überhaupt. Besser bekannt ist es allerdings als das „klassische“ Ohrloch, das schon seit mehreren tausend Jahren verbreitet ist.

Die ersten Ohrring-Funde stammen aus einer Zeit lange vor Christi Geburt. So fand man in der Inneren Mongolei Ohrringe, die schon vor gut 7500 bis 8200 Jahren getragen wurden, auch von den alten Ägyptern und Griechen wurden sie, vornehmlich vom weiblichen Geschlecht, getragen. Während das Lobe-Piercing in der neueren Zeit lange dem Adel vorbehalten war, entwickelte es sich erst innerhalb der Biedermeier-Zeit zum Alltagsschmuck, der nun auch von bürgerlichen Frauen getragen wurde. Männliche Träger eines Lobe-Piercings gab es hingegen eher selten und meistens gehörten sie dem Adelsgeschlecht an. Salonfähig, auch bei Kleinbürgern, wurde das von Männern getragene Lobe-Piercing erst während der französischen Revolution, dessen Modewelle im 19. Jahrhundert auch nach Deutschland überschwappte. Während es bei weiblichen Trägern schon beinahe gang und gäbe war, gewann das Lobe-Piercing bei männlichen Trägern erst in der Mitte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts an Bedeutung. In Europa trugen Heterosexuelle seither ihr Lobe-Piercing im linken Ohrläppchen, Homosexuelle im rechten Ohr. Ende der 80er Jahre hatte dann auch diese Klassifizierung ein Ende und das Lobe-Piercing wurde sowohl von Frauen als auch von Männern beidseitig getragen.

Ohrstecker
(Foto: William Rafti / CC-BY 2.5)

Gestochen wird das Lobe-Piercing heute noch immer häufig mit einer so genannten Ohrlochpistole. Hierzu wird der „Gesundheitsstecker“, ein Ohrstecker aus Chirurgenstahl, in die Pistole eingelegt und durch Federdruck durch das Ohrläppchen geschossen. Hinter dem Ohrläppchen rastet der Stecker dann direkt in einen Verschluss ein. Langsam aber sicher wird diese, das Gewebe wenig schonende Methode, jedoch von vollverkapselten Systemen verdrängt. Hierbei wird der Ohrstecker beim Lobe-Piercing ohne Federdruck durch das Ohrläppchen gedrückt, was die Gewebebelastung deutlich geringer hält als bei der Pistolenmethode. Ähnlich komfortabel sind zudem sterile Einwegstechsysteme, die häufig beim Selberstechen oder teilweise auch bei Friseuren oder Juwelieren zum Einsatz kommen. Bei diesem System befindet sich der Ohrstecker in einer Einwegkassette aus Kunststoff, die bei Druckausübung zerbricht und den Stecker sanft durch das Ohrläppchen presst.

Im Gegensatz zu früheren Zeiten, in denen Lobe-Piercings häufig mit einer Strick- oder Sticknadel und einer Kartoffel als Gegendruck hinter dem Ohrläppchen gestochen wurden, bergen die modernen Methoden deutlich weniger Komplikationspotenzial. So ist die Entzündungsproblematik bei modernen Stechweisen wesentlich geringer und die Heildauer kann deutlich herabgesetzt werden. Die wohl sicherste Methode ist dabei das eigentliche Piercen mit Hilfe einer Hohlnadel, wobei der Stecker in das Loch „eingefädelt“ wird. Nach einer Heilungsdauer von rund zwei Monaten können dann die anfänglichen Gesundheitsstecker gegen einen beliebigen Piercingschmuck ausgetauscht oder das Ohrloch auf Wunsch geweitet werden.

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